Friedrich Schwiening (1882 - 1924)

Der Bürgermeister mit der längsten Amtszeit von 42 Jahren war Friedrich Schwiening.  
Man wollte von vornherein einen ausgebildeten Juristen als Bürgermeister haben. Das Wahlgremium aus den Herren Dr. med. Wolfes, Rechtsanwalt Seckels, den Apothekern Meins und Rassau, dem Weinhändler Winter und dem Kaufmann Eiben entschied sich einstimmig für den 31jährigen Assessor Friedrich Schwiening aus Göttingen. In ihm glaubte man die guten preußischen Beamtentugenden wie Fleiß, Eifer, Fachkenntnisse und Ordnung zu finden. Hinzu kam, dass ihm die bisherigen Vorgesetzten eine "schnelle Auffassungsgabe, taktvolles Verhalten und gefällige Umgangsformen" bescheinigten. Es stellte sich heraus, dass man in allen diesen Punkten recht behalten hatte. 

Schwiening war 1851 in Springe als Sohn eines späteren Amtsgerichtsrates geboren. Nach dem Jurastudium war er Referendar an verschiedenen Gerichten in Einbeck, Hannover, Otterndorf, Göttingen und Lüneburg gewesen. Zur Zeit seiner Bewerbung war er Assessor beim Amtsgericht Göttingen. Am 8. Dezember 1881 wurde die Einstellung Schwienings als Bürgermeister von Aurich vom Innenministerium in Berlin bestätigt. Senator Winter nahm ihm am 5. Februar 1882 den Eid ab. 

Schwienings Amtszeit fiel in eine für Deutschland glückliche Zeit, als die sozialen Unruhen am fernab gelegenen Aurich vorbeigingen. Die Entwicklung Aurichs ging langsam und ohne besondere Vorkommnisse vonstatten. So wurde 1889 ein Schlachthaus errichtet, 1894 ein Krankenhaus, 1897 die Lambertischule, 1910 das Gaswerk sowie 1911 das Wasserwerk. 1914 wurde kurz vor Kriegsbeginn das Sparkassengebäude neben dem Rathaus gebaut, dieses selbst war schon einige Jahre zuvor renoviert worden. 

Trotz des Bürgermeisteramtes fand Schwiening Zeit für andere Ämter, die mit seinem Bürgermeisterposten zu tun hatten. So war er Abgeordneter im Provinziallandtag und seit 1886 auch Landschaftsrat der Ostfriesischen Landschaft. 12 Jahre später wurde er sogar nebenamtlich Syndikus der Ostfriesischen Landschaft. 

Im Alter von 40 Jahren heiratete er die Ostfriesin Henriette Tannen. 

Auch in der Politik war Schwiening ein Mann der gezügelten Handlungen. Bei seinem Eintritt ins Berufsleben bezeugten seine Vorgesetzten, er sei "in politischer Beziehung nicht hervorgetreten". Dies blieb so bis zu seiner Pensionierung. Noch als Ruhestandsbeamter konnte er 1933 in einem Fragebogen der nationalsozialistischen Regierung auf die Frage nach einer früheren Parteizugehörigkeit "keine" eintragen. 

Am 26. September 1924 wurde Schwiening in den Ruhestand versetzt. Er war damals bereits 73 Jahre alt. Am 22. Mai 1935 verstarb er in Aurich.