02.06.2022
Im Rahmen des Lebendigen Frauenkalenders 2022 laden wir zu einem Vortrag und einer Gedenk- und Geschichts-Exkursion zu den Standorten der Frauenarbeitslager bei Aurich ein. Wer die Vergangenheit und die Geschehnisse kennenlernen will, kann sich auf eine Zeitreise begeben, die von Gunnar Ott vorgestellt wird. Er ist Mitglied des Kulturausschusses und des Bildungsausschusses der Ostfriesischen Landschaft, Mitglied des Vereins "Gedenkstätte KZ Engerhafe" und von "Aurich zeigt Gesicht". Viele Jahre hat er sich mit Frauenschicksalen in der NS-Zeit beschäftigt und stellt seine Erkenntnisse am Mittwoch, den 22.06.2022 um 19.00 Uhr im Historischen Museum Aurich vor.
Am folgenden Samstag, den 25.06.2022, 14.30 Uhr, startet dort die Fahrradexkursion, die auf einem Rundkurs von etwa 30 km Länge zu verschiedenen Orten führt, an denen Frauen gearbeitet und gelitten haben. Die Beschäftigung mit diesen Frauenschicksalen in der NS-Zeit erfolgt nicht nur als Aufarbeitung eines Teils der Ostfriesischen und Auricher Geschichte. Es geht auch darum, die bis heute ungenügende Würdigung von Frauengeschichte zu ändern und diese Frauenschicksale wieder sichtbar zu machen.
Zum Hintergrund der Exkursion: In der NS-Zeit hat es in und um Aurich herum eine Vielzahl von Arbeitslagern gegeben. Eine besonders große Konzentration gab es im Bereich Tannenhausen-Dietrichsfeld. Im Bereich des damaligen Marine-Artillerie-Arsenals Tannenhausen gab es damals zwei Frauenarbeitslager, die verschiedenen Zwecken dienten und von denen eines besonders menschenverachtend war. Die Frauen dort wurden als "weibliches Gefangenenmaterial" bezeichnet. Es handelte sich bei ihnen um ukrainische Zwangsarbeiterinnen bzw. wohnungslose deutsche Frauen. Obwohl sie dort jahrelang unter schlimmsten Bedingungen gefangen gehalten wurden, sind sie heute in der Erinnerung nicht mehr präsent. Nach dem physischen Verschwinden droht nun auch die Erinnerung an die Opfer selbst und ihr Leiden ausgelöscht zu werden.
Die Aufarbeitung der Geschichte ist nicht nur ein geschichtlicher Akt, sondern dient auch dazu, den Opfern ihre Würde zurück zu geben und angemessen an sie zu erinnern. Zugleich ist dies auch ein Signal für Gegenwart und Zukunft, es nie wieder so weit kommen zu lassen, dass Menschen zum puren Material herabgewürdigt und menschenverachtend behandelt werden. Insofern ist das Gedenken auch ein Auftrag für uns alle für die Zukunft, das Ideal der Menschlichkeit auch in den Zeiten aufrecht zu erhalten, in denen es scheinbar wieder modern wird, Minderheiten auszugrenzen und das Menschsein abzusprechen. Wer eine gute Zukunft möchte, muss sich dem Ungeist also rechtzeitig entgegenstellen.
Da nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung steht, sind Anmeldungen zu der Veranstaltung erforderlich. Diese nimmt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aurich, Frau Birgit Ehring-Timm, per Mail unter ehring-timm@stadt.aurich.de oder telefonisch unter 04941 – 12 19 00 entgegen. Es wird eine Teilnahmegebühr von 5,00 € erhoben.