Stadtgeschichte

Von den ersten Siedlungsspuren zum regionalen Zentrum

Erste Siedlungsspuren im Bereich der Innenstadt von Aurich reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Auch heutige Ortsteile wie Walle, Wallinghausen, Sandhorst und Kirchdorf sind bereits im Mittelalter nachweisbar. Ein erster wichtiger Schritt zur späteren Entwicklung Aurichs als regionales Zentrum war die um 1200 erfolgte Gründung der Lambertikirche zu Ehren des Heiligen Lambert, den um 705 getöteten Bischof von Maastricht, durch Graf Moritz von Oldenburg. Sie befand sich bereits dort, wo heute der 1835 fertiggestellte Neubau steht.

Etwa 200 Meter südwestlich davon entstand ein Stützpunkt bzw. Wirtschaftshof. Dieser lag damals am kleinen Fluss A, später Ehe. Daher erhielt er den Namen A-Werk. Daraus entwickelte sich eine Burganlage, die spätestens 1379 an die Häuptlingsfamilie tom Brok überging. Sie beanspruchte eine Herrschaft über weite Teile des heutigen Ostfrieslands. Ausgrabungen konnten 2018/19 ein Haus aus Backstein aus der Zeit um 1400 auf dem Burggelände nachweisen. 

1427 schloss sich eine Koalition anderer Häuptlinge unter Focko Uckena gegen die Herrschaft der Familie tom Brok zusammen und beendete sie. Focko Uckena ließ Aurich erstmals mit einem Graben und Wall umgeben und im Osten das Fockenbollwerk errichten. Dies zeigt, dass sich das heutige Zentrum Aurichs unter den tom Brok allmählich zu einer größeren Ortschaft entwickelt hatte. Auch florierende Viehmärkte dürften dazu beigetragen haben. Trotz der Befestigungen mussten die Truppen der Ukena schon 1430 die Auricher Burg räumen. Das Auricherland wurde kurzzeitig wieder eine selbstständige Landgemeinde, bevor die Herrschaft der Familie Cirksena begann. 

Aurich wird Residenzstadt

Ulrich Cirksena, der 1464 in den Stand eines Grafen von Ostfriesland erhoben wurde, errichtete ab 1448 südlich der alten Burg eine neue Anlage. Hieraus entwickelte sich über die Jahrhunderte das Auricher Schloss und erreichte Mitte des 18. Jahrhunderts seine größte Ausbauphase. 

In der „Sächsischen Fehde“ wurde Aurich zu Beginn des 16. Jahrhunderts stark verwüstetet. In der Folgezeit setzte aber ein Aufschwung ein und der heutige Marktplatz wurde angelegt. 1539 erließen die Grafen Enno II. und Johann eine Bürgermeisterverfassung und erneuerten damit auch das verlorengegangene Stadtrechtsprivileg, das vermutlich schon 1491 bestanden hatte. Nachfolger Edzard II. und seine Ehefrau Katharina siedelten 1561 von Emden nach Aurich über und machten damit Aurich zur Hauptstadt Ostfrieslands.

 

Lebendige Bürgerkultur und wirtschaftliche Entwicklung

Dies bescherte Aurich weiteren Aufschwung und lockte neue Gewerke wie Goldschmiede in die Stadt. Gebäude wie das 1735 errichtete Knodtsche Haus zeugen noch heute vom Wohlstand der barocken Residenzstadt. Auch nach dem Ende der Cirksena-Herrschaft 1744 konnte sich Aurich unter preußischer Herrschaft weiter entwickeln. Besonders der Bau des Kanals nach Emden im Jahr 1798 und die Anlage eines Hafens waren dafür wichtig. Erfindungsreiche Bürger wie Conrad Bernhard Meyer wussten diese Gelegenheiten zu nutzen. Die von ihm geplanten Bürgerhäuser mit prächtigen Fassanden und Giebeln sind teilweise noch erhalten und geben einen Eindruck von der lebendigen Bürgerkultur vor 200 Jahren. Auch die 1814 vollendete Reformierte Kirche nach dem Vorbild des Pantheons in Rom ist ein Musterbeispiel für den Klassizismus.

Die Umbrüche des 19./20. Jahrhunderts

Politisch verlief das 19. Jahrhundert sehr wechselvoll. Durch die Niederlage Preußens gegen Napoleon gehörte Aurich kurzzeitig zum Königreich Holland und anschließend bis 1813 sogar zum Kaiserreich Frankreich. Nach dem Wiener Kongress wurde Ostfriesland dem Königreich Hannover zugeschlagen, das 1866 wiederum von Preußen annektiert wurde. Ab diesem Zeitpunkt war Aurich Garnisonsstadt. 

Im Kaiserreich und der Weimarer Republik hielten wirtschaftliche und gesellschaftliche Neuerungen auch in Aurich Einzug, wenn auch langsamer als in den großen Zentren. Noch um 1930 verfügte Aurich über eine große jüdische Gemeinde mit 400 Mitgliedern. Dies entsprach einem Bevölkerungsanteil von 7 Prozent. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft führte dazu, dass diese starke jüdische Tradition in Aurich vollkommen ausgelöscht wurde und heute keine Gemeinde mehr existiert. Im September 1943 traf Aurich ein größerer Bombenangriff, aber von einer flächendeckenden Zerstörung blieb Aurich verschont. Auch Kriegshandlungen im Stadtgebiet konnten Anfang Mai 1945 durch den Einsatz mutiger Menschen vor Ort und die frühere Teilkapitulation in Nordwestdeutschland verhindert werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Auflösung von Preußen wurden die Länder neu geordnet. Ostfriesland kam zum neu gegründeten Land Niedersachsen. Aurich erhielt den Status „Hauptstadt des niedersächsischen Regierungsbezirks Aurich“.

Nichts bleibt wie es ist...

Im Jahr 1972 wurden 21 Gemeinden im Rahmen der Gebietsreform zur Stadt Aurich zusammengefasst. Durch die Gemeindegebietsreform wurde die Einwohnerzahl auf einen Schlag verdreifacht.

Heute umfasst Aurich eine Fläche von fast 200 Quadratkilometern und hat etwa 43.000 Einwohner. Hiervon wohnen rund 12.000 von ihnen in der Auricher Innenstadt.

Aurich ist Sitz der Verwaltung des 1977 neu strukturierten und um den Landkreis Norden erweiterten Landkreises. Im Einzugsgebiet der Stadt leben heute gut 190.000 Menschen.

Der seit 1945 stolz getragene Status "Hauptstadt des niedersächsischen Regierungsbezirks Aurich" ging 1978 durch den neu gegründeten Regierungsbezirk Weser-Ems mit Sitz in Oldenburg verloren. Aurich ist - neben Osnabrück - jetzt lediglich Außenstelle. Man stelle sich vor, die Stadt hätte angesichts dieser gravierenden Strukturveränderung resigniert die Hände in den Schoß gelegt! Wäre da nicht der entschiedene Wille gewesen, jetzt erst recht zum Mittelpunkt Ostfrieslands zu werden. Hätte man nicht den Mut gehabt, im Rahmen eines umfassenden Planungskonzeptes Neues zu wagen in größerem Stil. Vielleicht hätten die Pessimisten dann Recht gehabt, die Aurich damals den sicheren Abstieg zur Bedeutungslosigkeit vorhersagten.

Stattdessen wurde rechtzeitig auf die neuen Anforderungen der veränderten Zeit umgeschaltet. Es wurde - wo nötig - umstrukturiert, Raum und gute Bedingungen für die Ansiedlung von Industrie- und zukunftsträchtigen Gewerbebetrieben geschaffen. Gleichzeitig behielt man den Charakter einer überschaubaren, persönlichen Stadt mit besonderem "Flair" im Auge. Dieses geschah auch im Hinblick auf den zunehmenden Tourismus, der seinerzeit den Reiz des ostfriesischen Binnenlandes zu entdecken begann.

Bis heute konnte Aurich seine wichtige Funktion als Verwaltungs- und Behördenstadt erhalten. Die Stadt hat sich zu einem der anziehendsten und meistbesuchten Plätze Ostfrieslands entwickelt.

Die "heimliche Hauptstadt" Ostfrieslands

Einen entscheidenden Impuls, die "heimliche Hauptstadt" Ostfrieslands zu werden, gab 1974 schließlich die Umgestaltung der Auricher Innenstadt. Enge, einstmals stark befahrene Straßen wurden zu Fußgängerbereichen. 1991 wurde auch der Marktplatz autofrei und bekam ein neues einladendes Gewand. Heute lässt sich dort die bekannte ostfriesische Gemütlichkeit und Herzlichkeit genussvoll erleben: Rund um und am Marktplatz, der seine Funktion als Mittelpunkt und Herz der Stadt auf das Sympathischste erfüllt. 

Durch die stetige Weiterentwicklung konnte die Stadt sich in Ostfriesland einen Namen machen.

Heute gibt es in Aurich etwa 2.000 Gewerbebetriebe. Die Stadt als Mittelzentrum im ostfriesischen Raum ist Schwerpunkt für die Entwicklung von Arbeitsstätten.
Bei der Schaffung neuer Gewerbegebiete bleibt die Stadt Aurich in besonderem Maße bemüht, vielfältige Nutzungsansprüche an den Raum zu koordinieren und sozial ausgewogene sowie auf ökonomisch und ökologisch funktionsfähige Raum- und Siedlungsstrukturen hinzuwirken. Innovative Betriebe und Existenzgründer sollen bei der Wirtschaftsförderungspolitik der Stadt besonders gefördert werden. Dabei soll der Versuch unternommen werden, ein nach Zielgruppen differenziertes Gewerbeflächenangebot zu entwickeln und zu präsentieren.

Kulturelle Veranstaltungen unterschiedlichster Art und Größe bietet die Stadthalle Aurich. Der große und der kleine Saal sind kombinierbar. 

Die im Jahr 2009 eröffnete Sparkassenarena Aurich ist die modernste Veranstaltungshalle in der Region. Sie bietet ein umfangreiches Programm an Konzerten, Partys, Sport-Events, Messen und Flohmärkten.